Untersuchungen zur Vererbbarkeit von kongenitalen anatomischen Variationen der kaudalen Hals- und kranialen Brustwirbelsäule sowie deren Beziehung zu Bewegungsstörungen beim Pferd

Beteiligt:

Nathalie Baudisch, Nadine Blum, Ottmar Distl, Sue Dyson, Anna Ehrle, Gabriel Garcia Manso Diaz, Florian Geburek, Carolin Gerdes, Maren Hellige, Anna Henning, Jens Körner, Kai Kreling, Arno Lindner, Ralf Pellmann, Sven Reese, Katharina Ros

Ziel

Festzustellen, welche Auswirkungen die kongenitalen anatomischen Veränderungen an der kaudalen Halswirbelsäule auf die Bewegung von Pferden haben und ob diese Veränderungen vererbbar sind.

Begründung für die Auswahl der Ziele

Schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurden beim Pferd anatomische Variationen des sechsten und siebten Halswirbels (C6, C7; C = Cervical)) beschrieben (Bradley, 1901; Gorton, 1923). Die anatomischen Variationen von C6 bis T1 (erster Thoraxwirbel) sind kongenital vorhanden (May-Davis 2014; May-Davis, 2017), entstehen also nicht im Verlauf des Alterungs- und Nutzungsprozesses so wie viele andere Veränderungen der Halswirbelsäule (HWS), die auch Bewegungsstörungen und Unrittigkeit hervorrufen können (Haupt, 2020; Koenig et al., 2020; Wilsmann et al., 2020; Zingher, 2020).

Inzwischen ist bekannt, dass bis zu 30 % der Warm- und Vollblutpferde davon betroffen sind (Veraa et al., 2016; DeRouen et al., 2016; Audigie et al., 2017; May-Davis, 2014 und 2017). DeRouen et al. (2016) und Beccatti et al. (2020) weisen auf Zusammenhänge zwischen den kongenitalen anatomischen Variationen und klinischen Befunden wie Bewegungsstörungen bis hin zu Lahmheit und Unrittigkeit hin. Dagegen konnten Crijns und Broeckx (2020) sowie Veraa et al. (2020) in den von ihnen untersuchten Warmblutpferdepopulationen diesen Zusammenhang nicht bestätigen. Allerdings sind die Ergebnisse all dieser Studien mit retrospektiv gewonnenen Daten entstanden, was von den Autor*innen auch als Manko beschrieben wird.

Zur Vererbbarkeit der anatomischen Variationen von C6 bis T1 konnten keine Studien gefunden werden. Es ist aber auch erst seit kurzem beim Pferd möglich, routinemäßig nach Variationen einzelner Basenpaare in der DNA zu suchen und zu identifizieren, die im Zusammenhang mit Gesundheits- und Leistungsmerkmalen stehen (Single Nucleotide Polymorphism = SNP = SNIP; Wade et al., 2009). Damit ist es erst möglich, das Pferdegenom auf potenziell die Koordinationsfähigkeit / Balance des Pferdes beeinflussende Regionen hin zu untersuchen. Falls die Vererbbarkeit der kongenitalen anatomischen Variationen tatsächlich nachgewiesen würde, könnten in Zukunft Pferde mit der entsprechenden genetischen Variante und den dadurch hervorgerufenen Bewegungsstörungen / Unrittigkeit aus der Zucht ausgeschlossen werden. Damit würde das Leiden von Pferden verhindert.

Aus diesem Grund soll eine prospektive Studie durchgeführt werden, mit den folgenden Hypothesen:

1) die kongenitalen anatomischen Variationen von C6 bis T1 sind vererbbar;
2) die kongenitalen anatomischen Variationen von C6 bis T1 tragen zu Bewegungsstörungen bis hin zu Unrittigkeit sowie neurologischen Störungen bei.

 

Wir wünschen viel Erfolg!